Dr. Dominik Recknagel

Stipendiat 10/2008 - 03/2009
Verteidigung: 29.07.2009
Prädikat: magna cum laude
Kontakt
Dr. Dominik Recknagel
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
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Einheit des Denkens trotz konfessioneller Spaltung. Parallelen zwischen den Rechtslehren von Francisco Suárez und Hugo Grotius
betreut von Prof. Dr. Matthias Kaufmann
Der niederländische Jurist und Theologe Hugo Grotius gilt gemeinhin als Vater des modernen Völkerrechts. Bisher gibt es noch keine umfassende Untersuchung der von Grotius bei Verfassung seines Hauptwerkes "De iure belli ac pacis" [1625] benutzten Quellen und referierten Theorien. Nach umfangreicher Forschungsarbeit zu antiker, mittelalterlicher und frühneuzeitlicher Rechtsphilosophie war die weitgehende Eingrenzung der möglichen Herkunft grotianischer Rechtsauffassung auf die rechtstheoretischen Gedanken des Spätscholastikers Francisco Suárez möglich geworden. Die Beschäftigung mit den Werken dieses Autors ergab eine Fülle von Übereinstimmungen mit den von Grotius seinem Rechtssystem zugrunde gelegten Theorien. Hierbei sind in erster Linie die Grundlagen der Herkunft und Verbindlichkeit sowie die Anwendungsgebiete des Naturrechts zu nennen, darüber hinaus die Thesen zur Herkunft von Gemein- und Privateigentum, das Staats- und Herrschaftsverständnis und einem daraus resultierenden Widerstandsrecht der Untergebenen im Staat sowie den Übereinstimmungen in der Anwendung der aus der Antike tradierten Theorie des gerechten Krieges und der mit dem Namen beider Autoren eng verknüpften Entwicklung und Ausformulierung eines modernen Völkerrechts. Dabei soll nicht der Eindruck entstehen, dass Grotius in jeder Hinsicht von Suárez abhängig ist. Allerdings besteht die Hauptthese der Arbeit in dem Nachweis, dass in den genannten Theorien der umfangreichen Rechtsgebäude beider Autoren durchaus gleiche grundsätzliche Thesen aufzufinden sind, die bis in die wörtliche Formulierung hinein eine Abhängigkeit deutlich machen. Dieses Ergebnis würde insoweit eine Lücke in der Forschung ausfüllen, als die Frage nach der Traditionsgebundenheit des Grotius bisher ein Desiderat geblieben ist, aber für die Erforschung der Entwicklung des modernen Völkerrechts eine besondere Bedeutung besitzt. Dabei soll die wegweisende Rolle der in der derzeitigen rechtsphilosophischen Forschung intensiv untersuchten Spanischen Spätscholastik und ihres Vertreters Francisco Suárez für diese Entwicklung nachgewiesen werden.
Kurzvita
*1973
1992-1995 Ausbildung zum Bankkaufmann
1996-2001 Studium der Philosophie und Geschichte an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
2001 Magister artium, Philosophie und Geschichte, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
1998-2002 Wissenschaftliche Hilfskraft am Fachbereich Philosophie der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und am Interdisziplinären Zentrum für die Erforschung der Europäischen Aufklärung Halle
2002-2004 Promotion in Philosophie, Promotionsstipendium des Landes Sachsen-Anhalt
2005-2007 Angestellter der norisbank AG in Nürnberg
2008-2009 Fortsetzung Promotion in Philosophie, Stipendium der Graduiertenschule „Gesellschaft und Kultur in Bewegung“ der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
2009-2011 Wissenschaftlicher Koordinator des Forschungsschwerpunktes „Gesellschaft und Kultur in Bewegung“ der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
2009 Dr. phil., Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (magna cum laude)
Seit 2012 Wissenschaftlicher Koordinator des internationalen Projekts zur modernen Naturrechtsgeschichte „Natural Law 1625-1850. An international researchnetwork“
Forschungsprojekt
Naturrecht 1625–1850. Ein internationales Netzwerk / Natural Law 1625–1850. An International Research Network
Veröffentlichungen
Selbständige Schrift
2010. Einheit des Denkens trotz konfessioneller Spaltung. Parallelen zwischen den Rechtslehren von Francisco Suárez und Hugo Grotius, (Reihe Treffpunkt Philosophie 10). Frankfurt am Main u. a.: Peter Lang. (Dissertation)
(Rezension: Matthias Heesch, in: Theologische Literaturzeitung. Monatsschrift für das gesamte Gebiet der Theologie und Religionswissenschaft 137 (2012), Sp. 498-501.)
Beiträge in Zeitschriften und Sammelbänden
(in Vorbereitung). Meiers „Recht der Natur“ im Kontext des halleschen Naturrechtsdiskurses. Erscheint in der Reihe Werkprofile. Philosophen und Literaten des 17. und 18. Jahrhunderts des Akademie-Verlages (Berlin), hg. von Frank Grunert und Gideon Stiening, 2013.
(in Vorbereitung). Die spätscholastischen Quellen des Notrechts bei Hugo Grotius und dessen Ort in seiner Naturrechtstheorie. Erscheint in: Rechtstheorie bei Hugo Grotius, hg. von Dieter Hüning, 2013.
(im Druck). Der Begriff des Naturgesetzes zwischen Rationalismus und Voluntarismus und die via media bei Francisco Suárez. (Vortrag Kölner Mediaevistentagung.) Erscheint im nächsten Band der Miscellanea Mediaevalia, hg. von Andreas Speer, 2013.
(im Druck). „Es ist ein verlorner Hauffe vnd die sprew“ Das 'ius ad bellum' des Söldners in der mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Philosophiegeschichte. In: Die Kapitalisierung des Krieges. Privates Kriegsunternehmertum in Spätmittelalter und Früher Neuzeit, hg. von Matthias Meinhardt & Markus Meumann, 2013.
Freier Wille und Sklaverei: Die Rechtfertigung der freiwilligen Unterwerfung aus der grundsätzlichen Vertragsfreiheit des Menschen bei Hugo Grotius. In: Politische Metaphysik. Die Entstehung moderner Rechtskonzeptionen in der Spanischen Scholastik, hg. von Matthias Kaufmann & Robert Schnepf. Frankfurt am Main u. a.: Peter Lang 2007, 399-418.