Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

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Sophie Pfaff

Sophie Pfaff Stipendiatin

Sophie Pfaff Stipendiatin

assoziierte Doktorandin (Stipendium 10/2010-12/2014)
1. Betreuer: Prof. Dr. Reinhold Sackmann
2. Betreuerin: Prof. Dr. Monika Wohlrab-Sahr (Universität Leipzig)
Mentor: Dr. James M. Thompson

Umgang mit biografischer Ungewissheit bei international tätigen Tänzerinnen und Tänzern

Starke Konkurrenz, kurzfristige projektbezogene Beschäftigungsverhältnisse, hohe Flexibilitäts- und Mobilitätsanforderungen sowie eine extreme Abhängigkeit vom Körper als existentiellem Kapital – der Tänzerberuf ist zunächst einmal alles andere als eine gewisse Karriere. Dazu kommen die Schwierigkeit der Vereinbarkeit von Tänzerkarriere und Familie sowie die Notwendigkeit einer zweiten beruflichen Karriere ab ca. 40 Jahren. Dennoch ist vom „Traumberuf Tänzer“ die Rede, Tanzakademien können sich über Zulauf nicht beschweren. Auch in der öffentlichen Wahrnehmung fallen Tänzerinnen und Tänzer nicht unter das Label „Prekariat“, sondern erhalten einen Sonderplatz im Arbeitssystem, wo andere Regeln und Bewertungsmaßstäbe gelten.

Das Forschungsprojekt nimmt diesen augenscheinlichen Widerspruch zum Ausgangspunkt und fragt nach den Sinn- und Relevanzstrukturen der Akteurinnen und Akteure selbst. Wenn zwar auch in diesem Projekt als Ausgangshypothese angenommen wird, dass es sich bei international tätigen, professionellen Tänzerinnen und Tänzern um eine Berufsgruppe handelt, die sich aus einer sozialen Makroperspektive heraus durch ein besonders hohes biografisches Ungewissheitspotential auszeichnet, stellt sich die Frage, ob auch die Tänzerinnen und Tänzer ihre Biografien bzw. einzelne biografische Phasen oder Situationen als ungewiss wahrnehmen. Und wenn ja, in Abgrenzung zu welchem Normalitätsmodell? Wie gehen sie weiter mit Ungewissheit um und welche Arten der Kompensation von Ungewissheit tauchen in ihren Biografien auf? Wenn nein, welche Deutungsmuster, Sinnsysteme sind dann die relevanten Größen in den biografischen Erzählungen der Tänzerinnen und Tänzer? Zur Beantwortung dieser Fragen werden in Deutschland und den Niederlanden ca. 15 autobiografisch-narrative Interviews mit international tätigen, professionellen Tänzerinnen und Tänzern aus den Sparten Ballett, zeitgenössischem Tanz und Musical erhoben. Die Auswertung erfolgt interpretativ mit einem Methodenmix aus Grounded Theory und Objektiver Hermeneutik.

Im Zuge neuerer Einsichten in aktuelle Entwicklungen im Bereich der Arbeitsorganisation – vgl. bspw. Luc Boltanski und Ève Chiapellos Analyse der Netzwerkgesellschaft oder auch die Diskussionen um die Subjektivierung und Entgrenzung von Arbeit – erhält die professionelle Gruppe der Tänzerinnen und Tänzer bzw. allgemeiner der Künstlerinnen und Künstler verstärkte Aufmerksamkeit. Letztere werden als Prototypen des projektbasierten, mobilen und flexiblen Arbeitens betrachtet, wie es sich mittlerweile auch in vielen anderen Berufssparten durchgesetzt hat. Wie die Ungewissheiten, die dieses Arbeiten (und Leben) mit sich bringt, biografisch bewältigt werden, ist jedoch weitgehend ungeklärt. Eine nähere Betrachtung des biografischen Umgangs mit Ungewissheit in einer Berufsgruppe, für die dieses Thema nicht neu ist, verspricht Einsichten auch über die enge Berufsgruppe der Tänzerinnen und Tänzer hinaus.

Curriculum Vitae

Akademischer Werdegang

seit 10/2010Promotionsstipendiatin der Graduiertenschule „Society and Culture in Motion“/“Gesellschaft und Kultur in Bewegung” an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
09/2008Magistra Artium (Kulturwissenschaften und Hispanistik), Universität Leipzig, Magisterarbeit zum Thema: “Chilenische Migranten und Migrantinnen in der DDR/Ostdeutschland. Eine biografische Perspektive”,
Auszeichnung als beste Abschlussarbeit im Bereich Kultursoziologie in diesem Jahr
10/2003-06/2004Austauschstudium an der Université de Provence Aix-Marseille I (Frankreich) in den Fächern Kulturvermittlung, Soziologie und Hispanistik

Berufserfahrungen

01/2009-09/2010Projektkoordinatorin für den Verein “Leipziger Tanztheater”, Leipzig (Produktion von Tanztheaterstücken, Veranstaltungsmanagement der Aufführungen der Stücke, Projektmanagement im Bereich kulturelle Bildung)
Wintersemester 2009/2010Lehrauftrag am Institut für Kulturwissenschaften der Universität Leipzig (Seminar „Einführung in die Kultursoziologie“, Lehrstuhl: Prof. Dr. Monika Wohlrab-Sahr)
09/2007-02/2008Studentische Hilfskraft am “Zentrum für Höhere Studien” der Universität Leipzig (Forschungsbereich: Geschichte Lateinamerikas, Dr. Jochen Meissner)

Vorträge

  • „Das Subjekt ist tot. Es lebe das Subjekt! Reproduktion und Transformation des Ungewissheitsdiskurses in narrativen Interviews mit Tänzerinnen und Tänzern.“, Vortrag im Rahmen der Jahrestagung der Sektion Biographieforschung in der Deutschen Gesellschaft für Soziologie (DGS) zum Thema „Biographie und Diskurs“, Universität Kassel, 17./18. Januar 2013
  • „Traumberuf Tänzer/in!? Umgang mit sozialer Unsicherheit in Biografien von Tänzerinnen und Tänzern“, Vortrag im Rahmen des „2. Rhein-Ruhr Promovendensymposiums `Arbeit und Soziale Sicherheit´“, Universität Essen-Duisburg, 13./14. März 2014.

Publikationen

Pfaff, Sophie: Rezension zu Gilles Renout, Wissen in Arbeit und Bewegung. Aktuelle Strategien von „LebenskünstlerInnen“ in Kreativarbeit und zeitgenössischem Tanz. Reihe: Theorie und Praxis der Diskursforschung. Wiesbaden: Springer VS 2012. In: Arbeitstitel – Forum für Leipziger Promovierende Bd. 5, Heft 1 (2013). S. 38–43. http://wissens-werk.de/index.php/arbeitstitel/article/viewFile/152/184   .

Sprachen

Deutsch – Muttersprache
Spanisch – C1
Englisch – B2
Französisch – B2
Niederländisch – A2
Latein – Latinum (1998)

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