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Bericht zur Kongressreise nach Barcelona (15.11. - 19.11.10)

Der Jahreskongress 7th INTERNATIONAL CONFERENCE ON POLITICAL PHILOSOPHY 2010,

von Stefan Knauss

Die Reise wurde zum Teil durch Mittel der Graduate School „Society and Culture in Motion“, zum Teil durch Eigenfinanzierung und Einladung der Kongressorganisatoren bestritten. Der Jahreskongress 7th INTERNATIONAL CONFERENCE ON POLITICAL PHILOSOPHY 2010, Figures of Emancipation bot mir die Möglichkeit, mich auf Einladung eines spanischen Fachkollegen zum Thema emanzipatorischer Narrative, deren Ziele, sowie deren Voraussetzungen in der Politik und der politischen Reflexion fortzubilden.

Der Kongress fand in den Räumlichkeiten des Departments für politische Philosophie der Universitat de Barcelona statt und war für meine Arbeit in dreierlei Hinsicht äußerst ertragreich. Zum ersten beschäftigt sich meine Dissertation mit Autoren der lateinamerikanischen Philosophie bzw. Theologie der Befreiung, die explizit ein politisch-praktisches Theorem der postkolonialen Emanzipation aufgestellt haben. Des Weiteren war mir durch den Kongress die Möglichkeit zur Kontaktaufnahme mit Fachkollegen aus dem ibero(amerikanischen) Sprachraum gegeben, was ebenfalls eine Erkenntnisquelle von unschätzbarem Wert für meine Arbeit darstellt und was sich unter den Bedingungen einer angelsächsisch geprägten Wissenschaftsausrichtung in Deutschland in Regel als schwierig erweist. In diesem internationalen Forum von Fachkollegen war schließlich die Präsentation meiner Forschungsergebnisse aus dem Projekt Historical justifications of slavery and some of the slaves’ reactions: European discourses and Brasilian practices from the 16th – 18th century das Hauptanliegen. Mein Vortrag zum Thema Jesuitic Engagement in Brazil between 1549 and 1609 – A legitimate support of Indians emancipation or a euro centrist movement of conversion? ist als eine moralphilosophische Erörterung des von jesuitischen Priestern in der Frühphase der brasilianischen Kolonialisierung in Anschlag gebrachten Missionsnarrativs zu verstehen. Nach der Analyse der politischen Situierung, der Rechtswirksamkeit und der normativ-theologischen Unterfütterung der jesuitischen Konvertierungspraxis muss von einer wohlgemeinten protektiven Wirkung für die autochthone Bevölkerung ebenso wie von einem zum Teil unreflektierten destruktiven Effekt, der in der Literatur gelegentlich als Ethnozid eingestuft wird, ausgegangen werden.

Die Diskussion und die vielen Gespräche mit den spanischen Kollegen offenbarten letztlich einen Zwiespalt zwischen einer Vielzahl von theoretisch und praktisch vertretenen Emanzipationsprojekten und einer nur schwerlich einlösbaren metapolitischen Rechtfertigung dieser, angesichts einer überwiegend deskriptiv und postmodern skeptisch eingestellten politischen Gegenwartsphilosophie.

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