Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

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Frieden versus Krieg in prophetischen Aussagen des Alten Testaments am Beispiel von Micha 4 und Joel 3

Text Micha 4,1-5

1 In den letzten Tagen aber wird der Berg, darauf des HERRN Haus ist, fest stehen, hoher als alle Berge und über die Hügel erhaben. Und die Völker werden herzulaufen, 2 und viele Nationen werden hingehen und sagen: Kommt, laßt uns hinauf zum Berge des HERRN gehen und zum Hause des Gottes Jakobs, dass er uns lehre seine Wege und wir in seinen Pfaden wandeln! Denn von Zion wird Weisung ausgehen und des HERRN Wort von Jerusalem. 3 Er wird unter großen Völkern richten und viele Nationen zurechtweisen in fernen Landen. Sie werden ihre Schwerter zu Pflugscharen und ihre Spieße zu Sicheln machen. Es wird kein Volk wider das andere das Schwert erheben, und sie werden hinfort nicht mehr lernen, Krieg zu führen. 4 Ein jeder wird unter seinem Weinstock und Feigenbaum wohnen, und niemand wird sie schrecken. Denn der Mund des HERRN Zebaoth hat’s geredet. 5 Ein jedes Volk wandelt im Namen seines Gottes, aber wir wandeln im Namen des HERRN, unseres Gottes, immer und ewiglich!

Micha 4 (Parallele Jesaja 2) erwartet angesichts der assyrischen Bedrohung (8./7.Jh. v. Chr.), dass diese Jerusalemer Friedenskonzeption (Entmilitarisierung) eine neue Konstellation unter den vorderorientalischen Völkern schafft.

Text Joel 4,9-12 (Lutherbibel 3,9-12)

9 Rufet dies aus unter den Völkern! Bereitet euch zum heiligen Krieg! Bietet die Starken auf! Laßt herzukommen und hinaufziehen alle Kriegsleute! 10 Macht aus euren Pflugscharen Schwerter und aus euren Sicheln Spieße! Der Schwache spreche: Ich bin stark! 11 Auf, alle Völker ringsum, kommt und versammelt euch! . Dahin führe du hinab, HERR, deine Starken! . 12 Die Völker sollen sich aufmachen und heraufkommen zum Tal Joschafat; denn dort will ich sitzen und richten alle Völker ringsum.

Im hellenistischen Zeitalter (4.-2. Jh. v. Chr.) wird mit Joel 4 eine Gegenkonzeption propagiert, in der erst nach einem großen Völkerkrieg der Gott des Zions durch ein Strafgericht eine neue Konstellation schaffen wird, die in dem Text selbst unausgesprochen bleibt.

Fragen:

  1. Beim Textvergleich stellt sich auf der ersten Ebene die Frage: Erziehung zum Frieden (Micha 4) oder Vernichtung der Feinde (Joel 4)?
  2. Handelt es sich aber bei Joel 4 um Kriegspropaganda oder um die Ironisierung des Krieges, denn auch dieser Text geht davon aus, dass am Ende der Gott des Zions unter den Völkern Recht schaffen wird?
  3. Welche Grenzen sind sowohl im Blick auf die Kriegsmetaphorik als auch hinsichtlich der Bilder vom Frieden hermeneutisch zu ziehen?

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