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Bericht zur Kongressreise 21. -24.10.2011 nach Barcelona

von Stefan Knauss

Bericht zur Teilnahme am Kongress: VIII JORNADAS INTERNACIONALES DE FILOSOFÍA POLÍTICA 2011 Figuras de la Dominación in Barcelona vom 21.10.-24.10.2011

Die Reise wurde durch Mittel der Graduate School „Society and Culture in Motion“, ermöglicht. Auf dem Kongress VIII JORNADAS INTERNACIONALES DE FILOSOFÍA POLÍTICA 2011 Figuras de la Dominación konnte ich meine Arbeitsergebnisse bezüglich der Wahrnehmung und Charakterisierung der europäischen Hegemonie durch lateinamerikanische Autoren präsentieren. Der Kongress wurde vom Department für politische Philosophie an der Universitat de Barcelona ausgerichtet und vereinte 55 Vortragende aus mehr als 10 Ländern. Für mein Dissertationsprojekt, das sich mit dem iberoamerikanischen Sprach- und Kulturraum beschäftigt, ist der Kontakt zu spanischen und portugiesischen Muttersprachlern aus Europa und Lateinamerika unerlässlich, da dort das Interesse, das Know-How und der Zugang zu den von mir behandelten Fragestellungen intensiver und unmittelbarer ist, als das an einer deutschen oder anglo-amerikanischen Universität der Fall sein kann. Dieser Umstand ist von besonderer Bedeutung, wenn gerade die performative Dimension von Kultur und Lebensart ihren politischen und gerechtigkeitsrelevanten Aspekten deutlich gemacht werden soll. Mit der Konzentration auf Phänomene der Hegemonie bestand daher für mich ein sinnvoller Anknüpfungspunkt zu meinem Arbeitsbereich und eine Fortsetzung der im Vorjahr aufgenommenen Diskussionen zu Figuren der Emanzipation, die in gewisser Weise das Gegenstück zum Thema in diesem Jahr darstellen.

Mein Vortrag fand am Mittwochmorgen am Tisch 5 statt und brachte mich in die besondere Lage, unmittelbar mit drei Lateinamerikanern zu präsentieren. Unter dem Titel ¿Hay una filosofía postcolonial en América Latina? Fontes y argumentos de la contra-hegemonia stellte ich Argumente lateinamerikanischer Philosophen, Sozial- und Geisteswissenschaftler dar, die sich auf die Besonderheiten einer lateinamerikanischen Wissenschaftsausrichtung beziehen. Darunter finden sich eine kritische Aufarbeitung der Kolonialgeschichte und der Rolle der Wissenschaft in dieser Zeit. So wird ein macht- und wissenspolitischer Eurozentrismus beschrieben und kritisiert und mit dem Stichwort des situierten Denkens, wird versucht auf die geopolitischen und ökonomischen Ausgangsbedingungen der Wissensproduktion hinzuweisen. Damit stehen die Argumente in einer gewissen Nähe zur postkolonialen Perspektive, die sich an vielen Universitäten weltweit etabliert hat, was die Frage aufwirft ob die lateinamerikanische Theoriebildung damit ihren eigenen Ansprüchen nach Eigenständigkeit gerecht werden kann. Die Diskussion zeigte, dass der Wunsch nach Eigenständigkeit zwischen dem nachvollziehbaren Willen nach politischer, ökonomischer – und nicht zuletzt geistiger – Selbstbestimmung und einem uneinlösbaren und letztlich auch nicht anstrebenswerten Zustand kommunikativer Isolation oszilliert.

Erfreulich ist, dass mir von Seiten des Organisatoren eine Veröffentlichung meines Beitrags in der Zeitschrift Astrolabia. Revista internacional de filosofia zugesagt wurde.

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