Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

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Anne Fleckstein

Anne Fleckstein

Anne Fleckstein

Doktorandin (Stipendiatin 10/2012 - 03/2014)
Betreuer
: Prof. Dr. Richard Rottenburg (MLU), Prof. Dr. Friedrich Balke (U Bochum), Prof. Dr. Armin Höland (MLU)
Mentor: PD Dr. Ralph Buchenhorst
Member of the LOST-Group   

„establishing as complete a picture as possible“
Medien und Techniken der Wahrheit in der südafrikanischen Wahrheitskommission

Mit der Truth and Reconciliation Commission South Africa (TRC) setzte Südafrika zwischen 1996 und 2000 einen öffentlichen landesweiten Prozess der Vergangenheitsaufarbeitung in Gang, der das Ende des Apartheidregimes und den Beginn eines neuen demokratischen Südafrikas markieren sollte. Die Dissertation untersucht, welche Verfahren, Techniken und Medien im Rahmen der Wahrheitskommission in einem politischen Prozess der Transition zu der Konstitution von geschichtlichen Ereignissen führen und sucht so den medien- und kulturtechnischen Bedingungen von politischen Übergangsprozessen nachzuspüren. Der südafrikanischen Wahrheitskommission könnte man dabei Modellcharakter für nachfolgende Formen der „transitional justice“ zusprechen.

Ausgangspunkt der Arbeit ist die Betrachtung der Kommission als Dispositiv, welches konstituiert, was in der TRC als Wahrheit verhandelt und in der Folge in den „Wahrheitsdiskurs“ der Kommission aufgenommen wird. Der Dispositiv-Begriff soll die weitest mögliche Offenheit der TRC für die verschiedensten kulturellen Praktiken und Techniken mit einer temporal begrenzten Etablierung von Institutionalität zusammendenken. Die Arbeit basiert wesentlich auf der Analyse von Materialien der TRC selbst. Dabei ist von zwei zu unterscheidenden Bereichen auszugehen: dem sichtbaren und dem unsichtbaren Raum, d.h. zum einen von Abläufen, die im öffentlich sichtbaren Raum (z.B. Anhörungen), und zum anderen, die innerhalb der Wahrheitskommission intern stattfinden. Die zu untersuchenden „Wahrheitsmedien“ und Techniken umfassen administrative Verfahren, juridische Praktiken, Anordnungen technischer Datenprozessierung und die Anwendung von Kulturtechniken, die das „Wahrsprechen“ im Anhörungsraum, die Etablierung von „Fällen“ und „Akten“, das Handeln der Akteure und die vielen Übertragungen von Geschichten bis hin zum Abschlussbericht der TRC bedingen. Techniken wie z.B. Aufzählen, Bezeugen, Auswählen, Löschen, Übersetzen, Verhören, Fürsprechen oder Urteilen sind ebenso dazuzurechnen wie materielle Dispositive (Mikrofon, Datenbank, Formular u.a.).

Der verbreiteten Wahrnehmung von der südafrikanischen Wahrheitskommission als einer singulären historischen Zäsur, die sich v.a. durch die öffentlichen Anhörungen eingestellt hat, soll die Bedeutung von administrativen, medientechnischen und juridischen Verfahren im Verfertigen einer „neuen“ Geschichtsschreibung während eines politischen Übergangs entgegengehalten werden, welche die Kommission in einem Gefüge historischer Kontinuitäten verortet.

Akademischer Werdegang

seit 10/2012Doktorandin Graduiertenschule „Gesellschaft und Kultur in Bewegung“ | Max Planck Research School on Retaliation, Mediation and Punishment (REMEP)
Martin-Luther-Universität Halle (Saale) - Max-Planck-Institut für ethnologische Forschung, Halle (Saale)
2008-2012Doktorandin DFG-Graduiertenkolleg „Mediale Historiographien“
Bauhaus-Universität Weimar - Universität Erfurt - Friedrich-Schiller-Universität Jena
2007-2008Wissenschaftliche Mitarbeiterin BMBF-Forschungsverbund „Theater und Fest in Europa.   Zur Inszenierung von Identität und Gemeinschaft“
Freie Universität Berlin
Teilprojekt 4 „Theaterkultur zwischen bürgerlicher Gesellschaft und Moderne (ca. 1850-1930): Festlichkeit – Hierarchie – Politisierung im Wandel“ (Leitung: Prof. Dr. Paul Nolte)
2006M.A. Kulturwissenschaft & Neuere deutsche Literatur  
Humboldt-Universität zu Berlin
1999-2000Licence IUP - Métiers des Arts et de la Culture | Université Lumière, Lyon | DAAD
1995-1996Cours de Civilisation Française | Université La Sorbonne, Paris

Auszeichnungen

Humboldt-Preis 2006 für ausgezeichnete wissenschaftliche Arbeiten der Humboldt-Universität zu Berlin

für Magisterarbeit (Kulturwissenschaft): „Performing truth. Performative Aspekte der öffentlichen Anhörungen der Wahrheitskommission in Südafrika“ (Betreuung: Prof. Dr. Hartmut Böhme)

Berufliche Erfahrungen

2007-2008Wissenschaftliche Mitarbeiterin | Freie Universität Berlin
2005-2007Projektassistentin | Bureau du Théâtre et de la Danse, Französische Botschaft in Berlin
2004-2009Freie Mitarbeiterin | Besucherdienst Goethe-Institut Berlin & Auswärtiges Amt
2002-2003Projektleiterin Kulturprogramm | Goethe-Institut Berlin, Kulturbüro
2001-2005Seminarassistentin Fortbildung | Goethe-Institut Berlin & Goethe-Institut, Bereich 416
2001-2002Dramaturgin freie Musiktheaterprojekte | Junges Ensemble Berlin
2000-2002Studentische Hilfskraft am Goethe-Institut Berlin

Sprachen

DeutschMuttersprache
Englischverhandlungssicher
Französischverhandlungssicher
Afrikaanssehr gute Kenntnisse

Veröffentlichungen

Artikel

„Leben ausgraben. Exhumierungen als Momente der Wiederbelebung im Post-Apartheid-Südafrika“, in: Ulrike Hanstein, Anika Höppner, Jana Mangold (Hg.), Re-Animationen, Berlin : Böhlau, 2012.

„,So help me God’. Bezeugen in der südafrikanischen Wahrheitskommission“, in: Sybille Krämer, Sibylle Schmidt, Ramon Voges (Hg.), Politik der Zeugenschaft. Zur Kritik einer Wissenspraxis, Bielefeld : transcript, 2010.

„,An archive against memory’. Die südafrikanische Wahrheitskommission als Archiv“, in: Zeitgeschichte-online Themenschwerpunkt 2010 Afrika, Juni 2010, URL: http://www.zeitgeschichte-online.de/Themen-Fleckstein-06-2010.   

Übersetzungen (aus dem Französischen)

Christophe Charle: „ Ein paradoxes Genre. Die revues d’actualité in Paris (1852-1912)“, in: Erika Fischer-Lichte, Matthias Warstat u.a. (Hg.), Staging Festivity. Theater und Fest in Europa, Tübingen, Basel : Francke, 2009 (Reihe Theatralität, Bd. 10).

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