Sascha Roth

Doktorand (Stipendiat 10/2012 - 09/2015)
1. Betreuerin: PD Dr. Lale Yalçın-Heckmann
2. Betreuer: Prof. Dr. Michael Müller
Mentor: Dr. James M. Thompson
Übersicht
Die Bedeutung von Haus, Heim und Familie: Ein Vergleich familiärer Werte, Normen und Praktiken in Aserbaidschan während des Sozialismus und nach der Unabhängigkeit
In Aserbaidschan wie auch im Kaukasus und Zentralasien allgemein ist das Haus nicht nur eine Unterkunft, sondern ein Ort, der symbolische und kosmologische Vorstellungen der Gesellschaft repräsentiert. Kulturelle Wertvorstellungen und Normen werden in der Wahrnehmung von Haus und Heim gebündelt, besonders wenn es um die Familie geht. So repräsentiert das Haus immer auch die Familie, die darin wohnt. Das Ritual der Heirat bedeutet zudem die Schaffung einer neuen Familie ebenso wie eines neuen Hauses. Die linguistische Ähnlichkeit zwischen den Termini für Haus/Heim, heiraten, verheiratet, unverheiratet verdeutlicht den engen Zusammenhang von Haus, Heim und Familie auch auf sprachlicher Ebene.
In meiner Forschung wird es daher insbesondere um folgende ethnologische Fragestellungen gehen: Welche lokalen Konzepte und Vorstellungen von Familie, Haus und Heim existieren in der aserbaidschanischen Gesellschaft? Welche Wertvorstellungen verbinden die Bewohner der Hauptstadt Baku mit ihrer Familie, mit ihrem Haus und Heim? Werden Wohnungen in Mehrfamilienhäusern anders bewertet als Einfamilienhäuser? Wie stellt man sich die ideale Familie und das ideale Heim vor? Welche Unterschiede lassen sich diesbezüglich zwischen Bakuern und Migranten aus ländlichen Gebieten feststellen? Gibt es unterschiedliche Vorstellungen zwischen den Generationen?
Die Datenerhebung umfasst die üblichen Methoden der Ethnologie wie etwa genealogische, strukturelle und linguistische Analysen zu Familie und Verwandtschaft in Aserbaidschan. Eine zentrale Rolle spielen außerdem Fragebögen, Interviews und teilnehmende Beobachtung. Da zudem ein Vergleich mit bestimmten historischen Etappen aus der sozialistischen Zeit angestrebt wird, ist der Zugang und die Arbeit in Archiven ein wesentlicher Bestandteil der Forschung. Außerdem wird die einschlägige ethnologische und historische Literatur zu dem Thema studiert und durch Gespräche mit wissenschaftlichen Experten vor Ort vertieft.
Die Arbeit leistet einen wichtigen Beitrag zum Thema Familien- und Verwandtschaftsbeziehungen in Aserbaidschan, die bisher vergleichsweise wenig in ethnologischer Forschung beachtet wurden.
Curriculum Vitae
Akademischer Werdegang
Seit 10/2012
Stipendiat der Graduiertenschule "Gesellschaft und Kultur in Bewegung“ an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg in Kooperation mit der International Max Planck Research School “Anthropology, Archaeology and History of Eurasia”
10/2004 – 12/2011
Magisterstudium der Sozial- und Kulturanthropologie (Hauptfach), Geographie (Nebenfach) und vergleichende Religionswissenschaft (Nebenfach) an der Eberhard Karls Universität Tübingen
Magisterarbeit: “Azerbaijan! Azerbaijan! Geehrtes Land der tapferen Söhne”: Kulturelle Konstruktion von Familie und Nation vor dem Hintergrund des Nagorno-Karabach-Konflikts am Beispiel aserbaidschanischer Refugees und IDPs
02/2010
Winterakademie am Forum Scientiarum/Tübingen (Thema: “Krise”)
10/2009 –07/2010
Interdisziplinäres Studienkolleg am Forum Scientiarum/Tübingen (Thema: „Kosmologie – Evolution – Geschichte“)
10/2008 – 03/2009
Auslandssemsester and der “Slawischen Universität Baku”/Aserbaidschan
12/2008
Teilnahme am Programm „New Approaches to Refugee and IDP Problems in Azerbaijan“ in Baku/Aserbaidschan, organisiert von “International Eurasia Press Fund” (IEPF)
09/2008
DAAD-Sommerschule in Aserbaidschan: „Tourismuspotentiale Aserbaidschans und nationale Selbstkonstruktion: Chancen und Problemfelder einer nachhaltigen Entwicklung“
08/09 2007
DAAD-Sommerschule in Aserbaidschan und Georgien „Öl und regionale Integration im Südkaukasus“
07–10/2006 & 02–04/2007
Feldforschungspraktikum in Simferopol/Ukraine, organisiert vom Institut für Ethnologie, Tübingen
Beruflicher Werdegang
08/2012
Mitglied des Betreuerteams der Sommerschule “Caucasus, Conflict, Culture II: Transgressing Conflicts from Below: Interethnic Contacts in Border Villages in the Southern Caucasus”
07/2012
Koordinator (gemeinsam mit Andrej Götze) und Dozent der DAAD-Sommerschule “Demographie, Migration und Minderheiten in Deutschland und dem Südkaukasus” in Qax/Aserbaidschan
04–07/2011
Tutor am Institut für Ethnologie: Tutorium „Sozial- und Wirtschaftsethnologie“
10/2010 – 02/2011
Tutor am Institut für Ethnologie: Tutorium „Einführung in die Religions- und Politikethnologie“
05/2009 – 07/2011
Teilzeitstelle im Kulturreferat der Universität Tübingen
05/2007 – 10/2008
Studentische Hilfskraft in der Institutsbibliothek am Institut für Ethnologie, Tübingen
Sprachen
deutsch (Muttersprachler)
englisch, russisch (sehr gut)
azeri, türkisch, spanisch, französisch (Grundkenntnisse)
Publikationen
“Kulturelle Konstruktion von Familie und Nation im Kontext des Berg-Karabach Konflikts“. In: AFiD (ed.), Tagungsband der Nachwuchstagung zur Aserbaidschanforschung in Deutschland (im Druck).
„The Making of Home, the Making of Nation: Cultural Notions of Conflict and Displacement in Post-Soviet Azerbaijan”. In: Voell, Stéphane et al. (eds.), Caucasus, Conflict, Culture: First Symposium on Anthropology and the Prevention of Conflicts in Armenia, Azerbaijan and Georgia (im Druck).
Vorträge
06/2012
„Kulturelle Konstruktion von Familie und Nation in Aserbaidschan im Kontext des Berg-Karabach Konflikts“
Konferenz: Nachwuchstagung zur Aserbaidschan-Forschung in Deutschland, 15.-17.6.2012, Berlin
11/2011
“Azerbaijan! Azerbaijan! Cherished Land of Valiant Sons” – Refugees, IDPs and the Cultural Construction of Family and Nation in Times of Conflict
Konferenz: „Caucasus, Conflict, Culture – First Symposium on Anthropology and the Prevention of Conflicts in Armenia, Azerbaijan and Georgia“ in Tbilisi/Georgia
12/2010
"Karabakh belongs to us" – Anthropological perspectives on Displacement, Conflict and National Identity in Azerbaijan
Konferenz: “Conflict as an Instrument in Internal Political Struggles Secession Crises in the Post-Soviet Area” at the Humboldt-University Berlin (02 – 04. December 2010)
Forschungsinteressen
Regional:
Azerbaidschan, Südkaukasus, Postsowjetischer Raum
Thematisch:
Verwandtschaftsethnologie & Gender, Nationalismus, Ethnizität und Identität, Postsozialistischer Wandel, Vertreibung und Konflikt, Gabentausch, Ritual und Ökonomie, Anthropologie der Werte, Moral, Raumkonzepte